Winterthurer Bienengold
Bis der goldene Honig auf das Butterbrot gestrichen werden kann, waren tausende Bienen fleissig und auch der Imker. Heini Senn ist einer von 200 Winterthurer Imker und beliefert den Rägeboge seit den 80er-Jahren mit feinstem Blüten- und Waldhonig.
«Auf dem Butterbrot mag ich Honig am liebsten», sagt der Neurentner und weist darauf hin, dass Honig mit seiner entzündungshemmenden und antibiotischen Wirkung früher auch ein beliebtes Hausmittel bei Wunden und Erkältungen war. Senn‘s Honig ist aus Überzeugung pur und in hoher Qualität.
«Bienen zu halten erfordert viel Fingerspitzengefühl und Wissen. Die Bienenvölker sind ein komplexer Organismus und reagieren empfindlich auf ihre Umwelt».
Heini Senn
Beim Vater hat er die Imkerei kennengelernt und seine Freude daran gefunden. Dessen Bienenstöcke im Tösstal hatte er übernommen und weitere kamen im Laufe der Jahre dazu. Aktuell betreut er rund 90 Bienenvölker an vier Standorten. «Mein erster eigener und liebster Bienenstand befindet sich am Brühlberg. Die Aussicht von dort oben ist wunderschön und reicht manchmal bis zu den schneebedeckten Bergen», verrät Heini Senn. Weitere Bienenvölker hält er in First bei Kyburg, in Kemptthal und Illnau. Er liebt es, aus der Stadt hinaus in die Natur zu kommen, wenn er seine Bienen in den bunten Bienenhäuschen besucht. Solche Bienenhäuser sind typisch für die Deutschschweiz. Heini Senn mag sie. Anderswo sind Magazine üblich. Das sind transportable Kisten, die von oben bedient werden.
Der Inbegriff für Fleiss und Zielstrebigkeit
Im Inneren des Bienenhauses kann er die Kästen an ihrer Rückseite öffnen und kontrollieren. Sie sind unterteilt in Brutwaben und darüberliegend die Honigwaben. In jeder Kiste befindet sich ein Volk mit ihrer Königin. Der nebenberufliche Imker erklärt: «Früher habe ich ständig überprüft, ob die Königin da und aktiv ist. Heute sehe ich aus Erfahrung, ob alles in Ordnung ist». Während Bienen in der Saison nur wenige Wochen leben, kann die Königin bis fünf Jahre alt werden. Heini Senn versteht ein Bienenvolk als eine Einheit mit 50 000 bis 80 000 Mitgliedern, die sich aus einer Königin, den weiblichen Arbeiterbienen und wenigen Drohnen (männliche Bienen) zusammensetzt. Bienen sind sozial und kommunizieren tanzend. Ihre Bestimmung ist Nachwuchs aufziehen, Futter sammeln und Vorräte anlegen. 15 Kilogramm Honig benötigt ein Volk, um über den Winter zu kommen.
Wenn die Königinnen tuten und quaken
Heini Senn berichtet vom Singen der frischgeschlüpften Königin: «Sie tutet und ruft damit die ungeschlüpften Königinnen. Sobald die quakend antworten, weiss sie, wo sie sind und kann sie mit einem Stich in die Brutzelle beseitigen». Innerhalb einer Woche wird sie ein neues Volk bilden. Im Frühsommer ist Schwarmzeit. Auch alte Königinnen schwärmen dann aus und formieren sich zu neuen Völkern. Darauf folgt der Hochzeitsflug. Die Königinnen lassen sich von Drohnen verschiedener Herkunft befruchten. Diese sterben, während die Königinnen heimkehren.
Honigsaison
Im langjährigen Schnitt produzieren Senn’s Bienenvölker rund 10 Kilogramm Honig. Rund ein Drittel seines Bestandes sind Supervölker und können sehr viel Honig bringen (bis 50 kg), ein weiteres Drittel produziert mässig und das letzte Drittel nicht einmal genug für sich selbst. Sie werden vom Imker versorgt. Bei allen muss im Spätsommer zugefüttert werden, damit sie den Winter überstehen. Die Honigproduktion beginnt im April und dauert je nach Wetter bis in den August. Im Frühling ist Hochsaison für den Blütenhonig. Für den Waldhonig sammeln Honigbienen je nach Angebot Honigtau statt Nektar. Das ist ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt von verschiedenen Läusen. Nach Heini Senn ist das in der Region Winterthur etwa zweimal in zehn Jahren der Fall. Im eigenen Keller in Töss steht die Honigschleuder, wo der Honig aus den Waben gewonnen wird und dort füllt er ihn in die Gläser ab. Das Bienengold ist herrlich cremig und köstlich. Damit beliefert er seit über vierzig Jahren den Rägeboge.
Gefährdete Bienen
Bienen zu halten erfordert viel Fingerspitzengefühl und Wissen. Die Bienenvölker sind ein komplexer Organismus und reagieren empfindlich auf ihre Umwelt. Zu den Varroamilben, die sich 1980 ausbreiteten, kommen seit ca. 2008 in der Landwirtschaft eingesetzte Insektizide auf Basis von Neonicotinoiden (Nervengifte) hinzu und etliche weitere Faktoren, die das Bienensterben begünstigen. «Ich beobachte nicht nur ein Bienensterben, sondern generell ein Insektensterben durch die Verarmung der Biodiversität. Insekten sind der Anfang der Nahrungskette», sagt Heini Senn nachdenklich. 2008/2009 verlor er 30 Völker durch Sauerbrut, einer bakteriellen Erkrankung. Ein jährlicher Ausfall von bis zu 40 Prozent, beispielsweise im 2020, ist mittlerweile normal und kann nicht genau erklärt werden. Jedenfalls ist der Aufwand der Imker grösser als früher. Sie müssen ständig Jungvölker bilden und Schädlinge bekämpfen. Heini Senn dazu: «Ich habe heute mehr als doppelt so viel zu tun, als früher für denselben Ertrag». Er überwacht seine Völker gewissenhaft und greift nur da ein, wo es nötig ist: «Manchmal sind die Bienen ganz zahm und dann wieder angriffig». Er vermeidet Bienenstiche bestmöglich, denn eine Allergie kann auch noch nach Jahrzehnten auftreten und würde für ihn das Ende der Imkerei bedeuten.
Fotos: Karin Witschi
Text: Claudia Schreiber
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